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San Michele al Tagliamento

San Michele al Tagliamento

Eine Fundgrube alter Geschichten und zauberhafter Orte, die ihre Schönheit offenbaren.

Der Ferienort Bibione gehört zur Stadtverwaltung von San Michele al Tagliamento.
Es ist eine Stadt, deren Geschichte weit in die Vergangenheit reicht. Das Gebiet war bereits in der Römerzeit bekannt, denn es wurde von der Straße Postumia Altinate bzw. Via Annia, die Aquileia mit Ravenna verband, durchquert. Und genau an dieser zum Tagliamento-Fluss parallel verlaufenden Straße entstand die „mutatio Apicilia“ (das heutige San Giorgio al Tagliamento), eine Station für den Pferdewechsel der Kuriere des Römischen Reiches

Infolge des Einfalls der Barbaren und der Verwüstungen durch Alarich und Attila, fanden die Einwohner der kleinen Dörfer von San Michele, San Mauro und San Filippo Unterschlupf auf den kleinen Inseln der venetischen Lagune und auf den bereits bekannten „insulae Bibioni“.

Nachdem die byzantinischen und langobardischen Einfälle überwunden waren, wurde das Gebiet 1420 von der Republik Venedig annektiert, deren historische und künstlerische Zeugnisse noch heute sichtbar sind. Es war Napoleon, der San Michele 1797 in eine Stadt mit einer unabhängigen Verwaltungseinheit und einem Siegel für die Korrespondenz verwandelte.
Nach dem Fall von Napoleon kehrte das gesamte östliche Veneto unter die Habsburger Herrschaft zurück. Das blieb bis ins Jahr 1866 so, als die Republik Venedig Italien einverleibt wurde.

Die Ereignisse des Ersten und Zweiten Weltkriegs sind auch an San Michele nicht spurlos vorübergegangen: Der gesamte Ort wurde von den Luftangriffen verwüstet, deren Ziel die Zerstörung der Brücke über den Tagliamento war. Die heutige Ortschaft San Michele ist das Ergebnis eines Wiederaufbaus etwas südlich vom ursprünglichen Ort nach einem neuen Bebauungsplan des venezianischen Architekten Angelo Scattolin.

Ein trauriges, noch heute sichtbares Zeugnis der Bombardements des Zweiten Weltkriegs ist die komplett zerstörte Villa Ivancich.
Zwischen den Ruinen dieser verlassenen Villa, die inzwischen von Kletterpflanzen bewuchert ist, kann man die antike Pracht vom Ende des 16. Jh. erahnen, als sie auf Wunsch der Mocenigo, einer der bedeutendsten venetischen Familien, vom venezianischen Architekten Longhena erbaut wurde.

Von der Villa, in der einst der Schriftsteller Ernest Hemingway und der Philosoph Ezra Pound verweilten, sind nur wenige Spuren und viele Erinnerungen, die Teil der Geschichte sind, übrig geblieben.

Es gibt viele historische Ereignisse, die von der Willenskraft dieser Kommune zeugen, die zu neuer Kraft gefunden hat und der es gelungen ist, die touristischen Ressourcen von Bibione zu nutzen, um die Leistungen und Badeeinrichtungen auch heute noch mit kontinuierlichem Engagement zu verbessern.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website www.comunesanmichele.it/

Wissenswertes …

Villa Mocenigo – Ivancich: Zeugin einer großen Liebesgeschichte. Von Gloria De Antoni

Latisana, Friaul Julisch Venetien, 1948. An einem regnerischen Dezembermorgen wartete eine junge braunhaarige Frau an einer Kreuzung auf jemanden, der sich verspätete. Als der Wagen, ein hellblauer Quick, den ihr Freund Carlo fuhr, der sie zu einer Jagd in der Lagune bestellt hatte, ankam, stieg sie hinten ein, da auf dem Beifahrersitz ein großer, dicker und unbekannter Fahrgast saß.
„Entschuldige die Verspätung, Adriana, es ist ganz und gar meine Schuld, ich hoffe, dass du mir vergibst“. Der Mann, ein alter Herr mit geradem Schnurrbart und zwei Falten, die seine Stirn durchzogen, wandte sich auf Englisch an sie. Und sie, der letzte Sprössling einer Reedereifamilie, die zu Beginn des 19. Jh. von Mali Lošinj nach Venedig gezogen war, sprach im Gegensatz zum Großteil ihrer Altersgenossen gut Englisch. Der gemeinsame Freund Carlo stellte sie einander vor. „Kennst du Ernest Hemingway? Ernest, das ist Adriana.“

So beginnt die Liebesgeschichte von Adriana Ivancich, einer Neunzehnjährigen von seltener Schönheit, und dem amerikanischen Schriftsteller, die als Hintergrund jene Ecke Nordostitaliens hat, in die Hemingway bis 1954 mehrmals zurückkehrte und die er in seinem Roman „Über den Fluss und in die Wälder“ folgendermaßen beschrieb: „Es ist ein flaches und monotones Land und bei Regen ist es noch flacher. In Richtung Meer nur salzige Ebenen und ganz wenige Straßen.“ (……)

Villa Mocenigo Biaggini Ivancich, der Rückzugsort von Adrianas Familie, war ein wahres architektonisches Schmuckstück aus der Mitte des 16. Jh. am Flussufer mit einem privaten Steg, an dem die Familie aus Venedig ankam, nachdem sie mit dem Boot über die Lagunen und dann den Fluss hinaufgefahren war. Aber als Hemingway begann, im Haus ein und aus zu gehen, war der Krieg gerade erst vorüber und von der alten Pracht war fast nichts übrig: siebenundfünfzig Luftangriffe hatten die beiden Dörfer Latisana und San Michele praktisch dem Erdboden gleichgemacht und von der Existenz des sogenannten „Roten Palastes“ der Villa Ivancich zeugten lediglich die beiden wundervollen Seitenflügel für die Wirtschaftsräume, die Longhena zugeschrieben werden.

Aber in den wenigen erhaltenen Zimmern eines ehemaligen Lagers, wo auf einem Sofa das Leopardenfell lag, das Hemingway Adriana geschenkt hatte, lebte ihr Bruder Gianfranco, der die Beziehung zwischen Ernest und seiner Schwester Adriana stets kleingeredet hat. „Sie war eines der schönsten jungen Mädchen Italiens und Hemingway war verliebt in sie; das ist alles. Er nannte sie ‚daughter’, d.h. Tochter, es war eine Beziehung wie zwischen Großvater und Enkelin.“ (……)
Es war also Adriana Ivancich, aber auch der Zauber der Landschaft des südlichen Friauls, besonders im Winter, die in Hemingway jene Art der Verzauberung hervorrief, die ihm ermöglichte, in die Geschichte von „Über den Fluss und in die Wälder“ seine Sorgen und Obsessionen einfließen zu lassen: den Zweiten Weltkrieg, das Voranschreiten des Alters und den Traum einer erneuerten Jugend.

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San Michele Al Tagliamento, VE, Italia